
Logbuch
Tag 1
Da wir einen günstigen Flug von Amsterdam nach Keflavik ergattern konnten, hieß es erstmal 2,5 Stunden Auto fahren. Vor Ort angekommen musste das doch etwas sperrige Gepäck erstmal quer durch den Flughafen transportieren. Die Gepäckaufgabe lief problemlos ab. Auch die Aufgabe der beiden Fahrräder als Sperrgepäck, verpackt in handelsüblichen Fahrradkartons, stellte keine Probleme dar.
Und so landeten wir knappe drei Stunden später in Keflavik am Flughafen. Ortszeit 20 Uhr. Von dort ging es mit dem Shuttle des Konkurenten zu unserem 10 Autominuten entfernten Hostel/Hotel.
Beim zusammenbauen unserer Fahrräder mussten wir feststellen, dass die Fahrradkartons kleinere Schäden an den Fahrrädern nicht verhindern konnten. Zum Glück aber keine größeren Schäden, die die Tour gefährden konnten.
Leicht verwirrt durch den späten Sonnenuntergang gab es gegen Mitternacht für jeden ein Tütengericht. Nach einem langen Tag ging es kurz nach ein Uhr auch für uns ins Bett.
Tag 2
Als wir morgens aus unserem Hotelfenster schauten, wussten wir bereits, dass dieser Tag alles andere als ein gemütlicher Einstieg werden würde. Und tatsächlich, es regnete den halben Tag in Strömen und der Wind blies mit unaufhörlicher Kraft von Osten und uns in Richtung Highway. Florians Regenjacke begann Wasser durchzulassen und der Wind kühlte ihn immer weiter aus. Leider blieb uns zuerst keine Alternative als auf der vielbefahrenen Straße mit Tempolimit 90 weiter zu fahren.
Der Tag jedoch überraschte uns nach einigen Stunden mit einer erfreulichen Wendung: Der Regen verebbte und der Wind wurde schwächer, von der Sonne jedoch keine Spur; Ein Normalzustand, wie wir später erkannten. Erschöpft aber glücklich schlugen wir unser erstes Lager auf einem schönen Campingplatz in Hafnarfjördur kurz vor Reykjavik auf, wo uns Küche und Sanitäranlagen erwarteten.
Tag 3
Worauf freut man sich am meisten, wenn man morgens aus dem Zelt schaut? Auf Regen natürlich! Zum Glück stellt der Campingplatz seinen Gästen einen warmen Aufenthaltsraum zur Verfügung, wo wir uns sortieren konnten. Nach dem Frühstück sattelten wir unsere Fahrräder und fuhren los in Richtung Reykjavik, um einen der berühmten Hot Dogs zu bekommen und tatsächlich wird einem nicht zu viel versprochen, denn er ist wirklich lecker. Falls ihr Reykjavik jedoch schon verpasst habt, keine Angst, denn Hot Dogs findet man in Island in nahezu jedem Café.
Als wir weiterfuhren, fanden wir uns bereits nach fünf Kilometern in einer anderen Welt wieder. Keine Menschen, Berge und ein lilafarbenes Meer aus Lupinen. 30km fuhren wir an diesem Tag noch weiter während der Regen weiter auffrischte. Bevor es dann in der Nacht richtig zu schütten begann, entschieden wir uns dazu, unsere erste Nacht in der Natur ohne Campingplatz zu verbringen und unser Zelt 50m abseits der Straße aufzuschlagen.
Tag 4
Unseres erstes Mal Wildcampen war nicht so erfolgreich, wie wir es uns erhofft hatten. Als wir unsere Sachen packten, merkten wir, dass der sandige Untergrund sich durch den Regen in Schlamm gewandelt hatte und nun überall an unserer Ausrüstung klebte.
Nachdem wir dann alles sauber gemacht hatten, ging es für uns los in Richtung Þingvellir, ein geschichtsträchtiger Ort für die Isländer, denn hier wurde unter anderem 1944 die Republik Island ausgerufen. Mit dieser Info im Hinterkopf und der Tatsache, dass es dort eine Toilette gibt, ist dieser Ort definitiv einen Besuch wert, wenn ihr allerdings nicht sonderlich geschichtsinteressiert seid, dann solltet ihr euch einen Besuch zweimal überlegen, denn wenn ihr an der Westküste bleiben wollt, müsst ihr ca. 8km bergauf die Strecke wieder zurückfahren, aus der ihr gekommen seid.
Der Weg an Þingvellir vorbei machte uns allerdings klar, dass in Island eindeutig der Weg das Ziel ist, denn bereits nach einem kurzen aber knackigem Anstieg offenbarte sich uns eine atemberaubende Landschaft, die mit jedem Kilometer schöner wurde. Links und rechts wolkenbedeckte Berge und stürzende Wasserfälle und wir mittendrin.
Nach 52km schlugen wir erneut unser Zelt im Freien auf aber diesmal fanden wir eine Stelle mit lockerem Gestein und etwas Moos als Untergrund, der perfekte Untergrund für Stabilität und Trockenheit auch bei starkem Dauerregen und genossen die mitgeschleppten Nudeln.
Tag 5
Das Lied von Wind und Regen aber mit Happy End. Am Morgen wurden wir mit den ersten Sonnenstrahlen überhaupt geweckt. Die Freude über die Wärme hielt allerdings nicht lange an, denn fünf Minuten später goss es bereits wie aus Eimern und das Wetter besserte sich erst im späten Nachmittag. Das Zelt hatten wir glücklicherweise bereits eingepackt und konnten direkt starten.
Nach ca. 10km erreichten wir den Fjord Hvalfjordur, welcher zwar mit einer wunderschönen Landschaft aufwartete aber uns auch fühlen ließ, wir wären in einem Windkanal der auf Turbo geschaltet hat. Mit also durchschnittlich 5km/h schlurften wir uns den Weg um den Fjord und als wir endlich dachten, dass wir mit einer Richtungsänderung Rückenwind erhalten würde, lachte Island laut und drehte den Wind wie auf Kommando um 180 Grad. Spaßig. Als uns dann auf einmal ein Hund mit der vierfachen Geschwindigkeit rechts überholte, hatten wir wirklich Lust, wild um uns zu schlagen.
Nach vielen strapaziösen Kilometern erreichten wir eine Tankstelle, wo wir uns von Wind und Wetter ausruhen konnten bevor es dann zum nächsten Campingplatz ging. Dort angekommen wurde uns sogar erlaubt im Gemeinschaftsraum zu übernachten, sodass wir unser Zelt nicht aufschlagen mussten, eine willkommene Abwechslung.
Tag 6
Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass dieser Tag ein Erholungstag war. Nach nur drei Stunden halbwegs trockener Fahrt (Ein Erfolg!) erreichten wir Borgarnes, wo uns der pure Luxus erwartete. Zum einen konnten wir dort im Bonus unsere Fressalien wieder auffüllen, zum anderen gönnten wir uns einen sehr zu empfehlenden Burger im „Olís Borgarnes“ am Stadteingang rechts der Brücke. Außerdem besuchten wir das stadteigene Schwimmbad, welches uns mit einer Sauna, verschieden temperierten Hot Tubs und einem Eisbecken in seinen Bann zog. Wer die Chance bekommt, ein solches Schwimmbad besuchen zu können, der wird nie mehr Freude an unseren banalen Bädern in Deutschland haben. Erschöpft vom ständigem Heiß/Kalt-Wechsel im Schwimmbad kehrten wir zu unserem Zelt zurück und trafen zum ersten Mal einen anderen Radfahrer, der sich allerdings die Westfjords vorgenommen hatte.
Tag 7
Heute ging es schnurstracks in Richtung unserer ersten Hochlandetappe. Gegen Wind und Regen ankämpfend erklommen wir innerhalb von 60km die meisten Höhenmeter unseres ersten „Peaks“. Ständig warfen wir einen Blick hinter uns, wo die Sonne durch blauen Himmel strahlte während bei uns, wie gewohnt, der Himmel nur dunkel war.
Wir hatten zu Beginn unserer Reise ein Paket voller Fertigessen und Energieriegeln nach Absprache mit dem Besitzer voraus zu einem Campingplatz in Flúðir geschickt und wussten nicht, ob dieses Paket ankommen würde, da das Paket angeblich verloren gegangen sei. Wir mussten also unsere Vorräte strenger rationieren.
Aber es gab auch Gutes, denn wir fanden eine natürliche heiße Quelle von mindestens 42°C direkt neben unserer Route. Diese ist auf dem Bild hierüber mit Koordinaten angegeben, damit ihr sie finden könnt.
Tag 8
Endlich Hochland! Nach einem sonnigen Morgen, der einem die Kälte kurz vergessen lässt, hatten wir noch ca. 150 Höhenmeter an der Backe. Diese Stracke war aber das Schönste und Eindrucksvollste, was wir bisher zu Gesicht bekommen hatten. Ich selbst musste mich immer wieder daran erinnern, meinen, vor Staunen weit offenen, Mund wieder zu schließen. Inzwischen hatten wir die Schneegrenze erreicht und rings um uns herum türmten sich gewaltige, schneebedeckte Berge auf, die uns klein und unbedeutend wirken ließen. Wir kamen auch am Langjökull vorbei, ein gewaltiger Gletscher von dem ein gleißend weißes Licht ausging.
Unsere Essensrationierung machte sich inzwischen bemerkbar. Mit knapp über 1000kcal pro Tag benötigte es einiger Eigenmotivation, um weiter fahren zu können. Erschwert wurde unser Weg zusätzlich durch den sandigen Boden, der uns immer wieder zu Fall brachte, ein sehr kräftezehrendes Unterfangen. Nichtsdestotrotz oder gerade deswegen waren wir stolz und überglücklich, als wir das Ende unserer ersten Hochland-Etappe erreichten und uns durch eine wunderschöne Blumen-und Waldlandschaft zum Geysir Strokkur machten, den wir ca. um 21 Uhr erreichten.
Tag 9
Heute ging es für unsere Räder und uns im strahlenden Sonnenschein und warmen Temperaturen nach Flúðir, dem größten Campingplatz Islands (für deutsche Verhältnisse eher moderat groß). Es war der erste Tag, an dem wir lediglich mit einem T-Shirt fahren konnten, eine wahre Wohltat nach dem kalten und verregneten Hochlandtag. Zuerst allerdings hieß das Zwischenziel Gullfoss, der wohl schönste Wasserfall Islands, da sind wir jedoch etwas voreingenommen?. Wir kamen nachmittags zur Prime Time dort an, das heißt wir waren definitiv nicht die einzigen Schaulustigen, morgens und abends ist hier weniger los.
Gemütlich ging es nach eingängiger Besichtigung die restlichen 30km nach Flúðir, wo wir glücklicherweise unser Paket voller Essen vom überaus netten Besitzer entgegennehmen konnten.
Tag 10
Diesen Tag würden wir am liebsten einfach vergessen, denn über die gesamte Fahrstrecke prasselte ein ordentlicher Dauerregen auf uns ein und ein kalter Gegenwind blies uns unaufhörlich entgegen. Diese Kombination zehrte nicht nur an unserer Kraft, sondern auch an der Motivation. Durchgeweicht, wie wir waren, erkannten wir bei dem Nebel, der uns den ganzen Tag begleitete, so gut wir gar nichts von einer sonst vermutlich schönen Landschaft. Zum Glück, muss man in diesem Fall sagen, verlief die ganze Strecke auf einer gut befahrbaren Straße, sodass uns das Fahren selbst leichtfiel und wir trotz der Umstände wenigstens vorwärtskamen.
Tag 11
Heute wurde der erste (Höhen-) Schritt Richtung Landmannalaugar getan. Bei anfänglich gutem Wetter, welches nur von dem sehr starken Gegenwind getrübt wurde, lag die erste Anhöhe schnell hinter uns. Je höher wir jedoch kamen, desto kälter und ungemütlicher wurde es. Die angekündigte Starkregenfront zeigte sich nun auch und der Wind dachte gar nicht daran aufzuhören. Zum Glück bekamen wir von zwei Radfahrern den goldwerten Tipp, eine Abkürzung über eine verlassene Schleuse zu nehmen. Dies sparte uns 20km ein und nicht viel später entdeckten wir das erste Schild mit der Aufschrift „Landmannalaugar“, welches uns auf die Hochlandstraße F225 führte, die sehr gut mit dem Fahrrad befahrbar ist.
Tag 12
Das erklärte Ziel heute war der Campingplatz im Herzen des Nationalparks Landmannalaugar. Um dorthin zu kommen mussten wir noch einiges an Hochland-Kilometern und Höhenmetern zurücklegen und das alles bei einer überaus interessanten Wetterkonstellation. Wir hatten ja schon Wind und Regen, Wind und Sonne und natürlich jedes für sich alleine gehabt, aber Sonne, Wind und Regen? Das war neu! Wegen des starken (Gegen-) Windes schien der Regen überhaupt nicht zu fallen, sondern horizontal gegen uns herzu preschen und über uns knallte die Sonne auf uns herab, eine Herausforderung der richtigen Kleidungswahl?.
Wie bisher jeden Tag wurden wir mit einer wunderschönen und wunderbaren Landschaft rings um uns herum belohnt, die nun deutlichen Hochlandcharakter annahm. Berge wurden höher und schneebedeckter, der Boden schwarz und die Flüsse wurden zahlreicher und tiefer. Auch die Temperatur nahm mit jedem erklommenem Höhenmeter ab. Dieser Umstand wurde uns besonders bei unserer ersten Flussüberquerung zum Verhängnis, denn nachdem wir kniehoch durch das Gletscherwasser gewatet sind, verloren wir in den Füßen jegliches Gefühl, was bis zum Abend so anhielt.
Am Campingplatz kamen wir bei starkem Wind und Regen an. Der Wind sollte sich bis zum Abend noch zum Sturm entwickeln, deshalb mussten wir uns mit dem Aufbauen beeilen und alles mit schweren Steinen sichern. Der Boden hier ist sehr hart und es empfiehlt sich definitiv einen Plastikhammer mitzunehmen. Der Campingplatz scheint in der Hauptsaison durchgehend voll zu sein, da dies ein Treffpunkt für zahlreiche Wanderer und Schaulustige ist, der auch mit Bussen angefahren wird.
Als wir endlich im kuscheligen Zelt saßen, stand uns keine erholsame Nacht bevor, denn die herausgegebene Unwetterwarnung bewahrheitete sich und eine Unwetterwarnung auf Island sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Der Sturm ließ unser Zelt umherpeitschen und wir bekamen durchgehend Backpfeifen von allen Seiten. Zum Glück sollte der nächste Tag ein erholsamer werden.
Tag 13
Heute wurde kein Fahrrad angerührt, denn heute war unser Ruhetag. Ganz ruhig gestalteten wir den Tag allerdings nicht, dies wäre ja zu langweilig. Wir begingen den Wanderweg Blue Peak oder auch „Bláhnúkur“ genannt, der direkt vom Campingplatz aus losgeht. Die Wanderung besticht vor allem durch die atemberaubende Aussicht über einen Großteil des Nationalparks aber auch interessanterweise über die Strecke, die wir gekommen sind.
Oben angekommen erblickten wir rings herum ein beeindruckendes Farbenspiel aus gelben bis orangen und türkisen Bergen und weit unter uns die enormen Wassermassen, die sich in Adern durch die ganze Ebene fortpflanzten.
Wieder unten angekommen befragten wir das örtliche Search &Rescue-Team über unseren weiteren Tourenverlauf und dessen Machbarkeit. Mit fünf Leuten diskutierten sie eine ganze halbe Stunde und kamen zu dem Schluss, dass unser geplanter Verlauf über die Hochlandstraße F210 zur Zeit nicht möglich sei, da die Flüsse zu viel Wasser für eine Flussüberquerung führen würden. Wir passten unsere Route also an und mussten dafür etwas des bereits gefahrenen Weges zurückfahren; Eine gute Entscheidung, wie sich später herausstellte.
Tag 14
Heute durften wir die Route von Tag 12 erneut erleben. Wir kamen erneut an den atemberaubenden Orten und Landschaften vorbei, die wir zuvor bewundert hatten und die umgekehrte Fahrtrichtung ließ diese in einem neuen Licht erstrahlen. Das Licht ist allerdings metaphorisch gemeint, denn unser Tag bestand wieder einmal aus Dauerregen unterbrochen von starken Regengüssen, gemischt mir einer ordentlichen Portion kalten Gegenwindes aber das kannten wir ja mittlerweile.
Nach 20km befanden wir uns nach unserer zweiten Flussüberquerung auf unserer neuen Route, die uns direkt mit saftigen Höhenmetern begrüßte. Was uns ein wenig verunsicherte war, dass unsere „Straße“ weder einen Namen hat (und das heißt was auf Island) noch auf Google Maps oder Outdooractive eingetragen ist. Zum Glück aber konnten wir auf unserer physischen, faltbaren Karte die Straße erkennen.
Tag 15
Wo es unserer heutigen Strecke an Kilometern fehlte, machte sie mit umso mehr steilen Abhängen und Höhenmetern wieder wett. Bei eisigen Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt erklommen wir nach und nach, teils fahrend teils schiebend, die mächtigen Anstiege, welche diesen Tag zum härtesten der gesamten Tour machten. Hier oben, nur wenige Meter von der Wolkendecke entfernt, ähnelten die wenigen Autos, die uns begegneten, aufgemotzten Geldtransportern, die einem Panzer bereits erschreckend ähnlich sahen. Das beeindruckendste, was wir an diesem Tag sahen waren keine hohen Berge, sondern kilometerweite graue Flächen voller Nichts. So etwas hatten wir nie zuvor gesehen.
Nach einigem Auf und Ab und einigen Flussdurchfahrten erreichten wir den höchsten Punkt der ganzen Route, was wir mit einem kleinen Muffin feierten. Danach ging es endlich langsam aber stetig bergab bis wir wieder moderate Temperaturen erreichten und unser Zelt aufschlagen konnten.
Tag 16
Die war unser letzter Tag im kalten und unbelebten Hochland. Waren wir traurig? Ein bisschen aber wir freuten uns nach 300km Schotter und Geröll, endlich wieder Asphalt unter den Reifen zu spüren und unsere Räder taten es uns wahrscheinlich gleich. Als Abschiedsgeschenk bekamen wir literweise Dauerregen aber auch eine lange und durchgängige Abfahrt, die uns auf lang vergessene Geschwindigkeiten brachte. Mit jedem Kilometer wurde es wärmer und, als wenn die Flachebene uns erwartete, weniger regnerisch. Ganz so romantisch, wie es jetzt klingt, war es dann aber doch nicht, denn kurz nachdem wir unten ankamen, fing es wieder an in Strömen zu regnen und es wurde kälter, als ob Island uns sagen wollte: „Ha! Reingelegt.“.
In Hella schlugen wir dann bei Regen unser ohnehin noch vom Morgen nasses Zelt auf in der Hoffnung, es würde wenigstens etwas trocknen. Tatsächlich hörte es dann auch irgendwann auf zu regnen aber eine Nacht im feuchten Zelt blieb uns nicht verwehrt.
Unser Abendessen jedoch verbesserte die trübe Stimmung, nicht zuletzt da wir uns im nächsten Supermarkt mit Cordon Bleus uns Nudeln eingedeckt hatten, die wir im gemütlichen Gemeinschaftsraum verschlungen ?.Beim Kochen hatten wir zusätzlich eine Menge Spaß, da die Kochplatte und umliegendes Metall unter Strom standen, wir jedoch die Einzigen waren, die bei jeder kleinsten Berührung einen Stromschlag bekamen.
Tag 17
Hätte man es uns vorher der Tour gesagt, wir hätten es nicht geglaubt, aber wir freuten uns auf unsere erste Asphaltstrecke seit über 300km. Und tatsächlich nahm unsere Durchschnittsgeschwindigkeit drastisch zu und die Fahrräder fühlten sich merklich wohler. Sie waren aber nicht die einzigen, denn die scheinende Sonne versetzte uns in wahre Euphorie. Ohne Wind und ohne einen einzigen Tropfen Regen preschten wir nach Selfoss, eine relativ große Stadt, wo Bonus und Kronan vom Campingplatz aus zu Fuß erreichbar sind. Man campt gut wenngleich teuer in Selfoss und alle Annehmlichkeiten von Küche bis Dusche sind vorhanden. Bei sonnigem Wetter kann man sogar am hauseigenen Teich entspannen.
Tag 18
Entweder hatten wir bisher unglaubliches Pech oder von dem Tag an unglaubliches Glück, denn wir erlebten keinen einzigen Regentag mehr und die Sonne zeigte sich durchgehend. Außerdem wurden wir mit kräftigem Rückenwind beschenkt, der uns einen guten Boost verlieh. Auf Straßen zu fahren wäre selbst in Island auf Dauer langweilig, deshalb waren wir froh, dass wir endlich wieder das Meer zu Gesicht bekamen.
Die Strecke nach Selvogur schafften wir Dank Rückenwind in unter drei Stunden, wo uns ein wunderschöner und kostenloser Campingplatz nahe der Kirche Strandakirkja erwartete. Das einzige, was uns den Schlaf raubte, war ein gewaltiger Schwarm kreischender Vögel, die über dem Campingplatz kreisten. Sie boten aber auch einen atemberaubenden Anblick, wie sie im Sturzflug in das Meer eintauchten, um nach Fischen zu suchen.
Tag 19
Unser Ziel heute war der bereits bekannte und geschätzte Campingplatz in Hafnarfjörður, den wir am zweiten Tag schon einmal erreichten. Das Wetter zeigte sich erneut von seiner besten Seite und uns wurden Sonne und Rückenwind beschert. So preschten wir mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von knapp 20km/h an einer erneut wunderschönen Landschaft vorbei.
Island wird umso schöner je weiter man sich von der Standardstraße Route 1 entfernt und so war es nun auch. Nur wenige Kilometer nachdem wir auf Straße 42 Richtung Norden abbogen, kamen lang vermisste Berge und Seen zum Vorschein und Autos wurden seltener. Wir kamen an dem Seltún Geothermal Areal vorbei, welches sich vor allem durch den beißenden Schwefelgeruch bemerkbar machte, besuchten die Touristenattraktion aber nicht.
Nach einem Bisschen Auf und Ab kam dann Hafnarfjörður in Sicht und sofort erkannten wir Orte der schönen Stadt wieder, die bei Sonne um einiges attraktiver ist.
Tag 20
Mit dem Bus ging es nach einem ungewohnt ausgiebigen Frühstück nach Reykjavik, der nördlichsten Hauptstadt Europas. Die Busfahrt kostete ca. 4€ pro Person und dauerte 20 Minuten, angenehmer und praktischer als mit dem Fahrrad.
Angekommen gingen wir etwas durch die Verkaufsstraßen und sahen uns ein paar Sehenswürdigkeiten an. Darunter fiel auch das Museum of Photography, was unserer Meinung nach für jeden mit Fotografie-Interesse ein Muss ist. Der Eintritt kostet vergleichsweise geringe 1000 Kronen für Erwachsene.
Nach unserer ersten Pizza nach drei Wochen setzten wir uns pünktlich zur Happy Hour in ein sehr schönes Lokal namens Uppsalir, wo wir die isländischen Spezialitäten „Hákarl“ und „Hardfiskur“ und Minkwal ausprobierten, welche alle bis auf das erste natürlich sehr lecker waren.
Tag 21
Endlich wieder Hochland! Zumindest in einer stark verkleinerten Form, denn das Aussehen stimmte zwar mit grob mit bereits gesehenen überein aber die hohen Temperaturen und schlicht die geringe Höhe passten nicht wirklich ins Bild. Für eine schöne Fahrt abseits der vielbefahrenen Straßen reichte unser „Lite-Hochland“ allemal aus. Wo es auf Island weniger Autos gibt, gibt es dafür umso mehr Schafe, die uns beschnuppern wollten und sogar unsere Kamera abschleckten.
Die Abgeschiedenheit die Möglichkeit, ein letztes Mal wild zu campen, was wir natürlich gerne in Anspruch nahmen. Mit Rückenwind war die geplante Strecke schnell absolviert, dafür hatten wir umso mehr Zeit, einfach mal die Aussicht zu genießen und die Möglichkeit, unser Zelt in Ruhe aufzubauen. Unser Zelt lag 8km von der Küste entfernt, die wir von unserem erhöhten Standpunkt sogar sehen konnten, kein schlechter Platz also, um die Nacht zu verbringen.
Tag 22
So! Jetzt ist das Hochland aber endgültig Geschichte. Nach nur 8km erreichten wir an der Südseite wieder eine asphaltierte Straße, die erstaunlicherweise wieder einmal Rückenwind für uns bereithielt. Unter diesen Umständen schafften wir die letzten 100Hm natürlich mit Leichtigkeit. Kaum oben angekommen, erblickten wir auch prompt Grindavik, das Tagesziel der Tour.
Es dauerte nicht mehr lange, da hatten wir unser Zelt auf einem Schönen Campingplatz mit moderner Küche und sauberen Sanitäranlagen aufgespannt. Hier trafen wir auch eine Familie, die sich den windigen aber angeblich wunderschönen Westfjords angenommen hatte.
Wir rappelten uns noch einmal auf, um die nahe gelegene heiße Therme „Blaue Lagune“ zu besuchen. Wir sind zwar wegen des hohen Preises nicht hinein gegangen aber außen herum führt ein ganz netter Wanderweg, der um Teiche des wunderschön türkisfarbenen führt und einen Blick in die Lagune erlaubt.
An diesem Abend traten wir unserer letzten Zeltnacht entgegen, was wir mit einem guten Abendessen feierten.
Tag 23
Der letzte Tag führte uns schnurstracks zu unserem Hostel in Keflavik, welches wir bereits von unserem ersten Tag kennen. Wir fanden eine schöne Straße, die uns an der Küste entlangführte und wir erreichten auf unserem Weg das Reykjanes Lighthouse und der/die/das benachbarte Valahnúkamöl, was eine überaus interessante Klippenformation beinhaltet, sehr zu empfehlen.
Nachdem wir uns noch etwas verfahren hatten und beinahe auf der Landebahn des Flughafens gelandet wären, erreichten wir überglücklich und voller Stolz das Ziel unserer langen und abenteuerreichen Reise.
Heute sind wir einfach nur dankbar, dass wir die Möglichkeit hatten, unsere Traumreise in Angriff zu nehmen und wir werden die Erfahrungen und Eindrücke immer in Ehren halten, denn wie wir wissen:
„Adventures are forever“